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Moving mountains – Erdrutsche als Geosystemdienstleistungen in österreichischen Geoparks (movemont.at)

Erdrutsche in den österreichischen UNESCO Global Geoparks.

Erdrutsche sind weit verbreitete Phänomene in Gebirgsregionen und ein wesentlicher Aspekt ihrer allmählichen Degradierung im Laufe der Zeit. Aus gesellschaftlicher Sicht können diese Ereignisse sowohl Risiken als auch Katastrophen darstellen, was zu umfangreichen Forschungsanstrengungen geführt hat. Erdrutsche bergen jedoch auch das Potenzial, wertvolles Natur- und Kulturerbe zu verkörpern und der Gesellschaft verschiedene Vorteile zu bieten. Diese Facetten sind noch relativ unerforscht und können in das etwas unzureichend genutzte Konzept der Geosystemdienstleistungen integriert werden (z. B. Argentin et al., 2021).

In diesem Zusammenhang bieten Erdrutsche Einblicke in die Funktionsweise der Oberflächensysteme der Erde. Die UNESCO Global Geoparks (UGGps) sind ein ideales Umfeld für die Erforschung und Hervorhebung von Geosystemdienstleistungen im Zusammenhang mit Erdrutschen. Dies gilt insbesondere für Österreich, wo die drei bestehenden UNESCO Global Geoparks (Karawanken/Karavanken, Erz der Alpen und Steirische Eisenwurzen) sich durch das Vorhandensein einer breiten Palette von Rutschungstypen und -größen auszeichnen.

Jedes der drei österreichischen UGGps zeigt Erdrutschprozesse und die damit verbundenen Landformen. Diese Erdrutsche reichen von prähistorischen bis zu jüngsten Ereignissen und treten häufig in ehemaligen Bergbaugebieten auf. Ihr Volumen variiert von kleinen Gesteinsfragmenten bis zu einer Größe von etwa einem Kubikkilometer. Auch die Mechanismen und Geschwindigkeiten sind unterschiedlich und reichen von langsamen Kriechbewegungen bis zu extrem schnellen Murgängen und Felslawinen. Einerseits stellen diese Erdrutsche eine Bedrohung für die menschliche Bevölkerung dar und stören wichtige Infrastrukturen. Andererseits bieten sie Bodenschätze und sind von ökologischer und kultureller Bedeutung. Siehe auch Hejl et al., (2018).

Die Forschung über Erdrutsche in den österreichischen UGGps ist vielfältig. So hat ein Geologe der UGGp Karawanken/Karavanken eine Karte entwickelt, die die Anfälligkeit für Erdrutsche und die Ausbreitung von flachen Rutschungen im Bundesland Kärnten, zu dem der österreichische Teil der UGGp gehört, bewertet. Im Gegensatz dazu dokumentierten und analysierten Geologen der Universität Graz ein bemerkenswertes Ereignis, das die Landschaft im östlichen Teil der Steirischen Eisenwurzen UGGp erheblich beeinflusste: die Wildalpener Felssturzlawine, die sich vor 5900 bis 5700 Jahren ereignete. Dieses Bergsturzereignis hatte ein gewaltiges Volumen von rund einem Kubikkilometer, und seine Ablagerungen erstrecken sich über eine Gesamtlänge von 12 km im Salzatal. Die durch die Felssturzlawine entstandene einzigartige Landschaft dient als Trinkwasserquelle für Wien. Ihr volles Potenzial für geologische, geomorphologische, hydrologische und ökologische Forschung sowie für die Umweltbildung ist jedoch noch nicht voll ausgeschöpft. Siehe auch Mergili et al. (2021).

Auf der Grundlage dieser Daten wurde das Forschungsprojekt movement.at entwickelt, das darauf abzielt, diese Phänomene besser zu verstehen. Die Ziele des Projektes sind die folgenden:

Entwicklung eines umfassenden theoretischen Rahmens, der Erdrutschprozesse und ihre gesellschaftliche Bedeutung auf verschiedenen zeitlichen und räumlichen Ebenen umfasst. Dieser Rahmen wird sowohl die mit Erdrutschen verbundenen Chancen als auch die Risiken berücksichtigen. Dabei werden wir das Konzept der Geosystemleistungen übernehmen, ein Begriff, der in der Literatur sporadisch als Ableitung der häufiger verwendeten Ökosystemleistungen auftaucht, aber noch keine breite Anerkennung gefunden hat.

Durchführung einer einheitlichen Kartierung und Charakterisierung von Erdrutschen in jedem der teilnehmenden UNESCO Global Geoparks. Dies wird durch die Anwendung einer standardisierten Methodik und die Nutzung bestehender Datenbanken als Grundlage für weitere Untersuchungen erreicht. Unsere Forschung wird sich mit der Rolle von Erdrutschen bei der Gestaltung von Karstlandschaften befassen und Karststudien vorantreiben (Bauer, 2015). Darüber hinaus werden wir untersuchen, wie Erdrutsche zur Biodiversität beitragen, einschließlich ihrer Bedeutung als Lebensraum für seltene oder gefährdete Pflanzen- und Tierarten sowie ihres Einflusses auf die mikrobielle Vielfalt im Boden. Siehe auch Petermann et al. (2021)

Schaffung eines integrierten Instrumentariums für GIS-gestützte Simulationen der Hangrutschungsneigung und -dynamik. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der großmaßstäblichen Analyse der Spannungsverteilung in Gebirgsregionen und deren Auswirkungen auf die Hangstabilität. Außerdem werden wir die Dynamik von langsam fließenden Massenströmen, komplexen, tief sitzenden Erdrutschen und Hangverformungen untersuchen. Diese Simulationen werden zu Ausbildungszwecken dienen, möglicherweise durch immersive Virtual-Reality-Visualisierung.

Entwicklung und Umsetzung von Strategien zur Nutzung von Erdrutschen für eine breitere Umwelterziehung. Die teilnehmenden UNESCO Global Geoparks werden als Pilotgebiete für diese Strategien dienen. Da Erdrutsche oft zu spektakulären Phänomenen führen, die bemerkenswerte Landformen formen, bieten sie ein überzeugendes Mittel, um die Öffentlichkeit für geowissenschaftliche Themen zu begeistern. Sie sind daher wertvoll, um komplizierte geomorphologische Prozesse zu demonstrieren.

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